Herbstlaub

"Niemand wird als Weiser geboren,
sondern er wird es."
(Seneca)


Jetzt ist der Herbst da und mit ihm die gefärbten Blätter, die je nach Windstärke sanft oder wild von den Bäumen gerissen werden und auf den Boden schweben oder jagen.

Jetzt ist die Zeit da, wo man genau diese Blätter zusammenkehrt, immer und immer wieder, die Einfahrten, Beete und den Rasen versucht davon frei zu halten. Gerade einen stolzen Blick auf das gekehrte Werk geworfen und schon treibt uns der nächste Windstoß das nächste Laub auf den Hof.

Nichts anderes aber geschieht mit uns selbst, in unserem Leben.

Immer wieder werden wir vor Herausforderungen gestellt, tauchen Hindernisse auf, die wir wegräumen müssen. Mal stehen wir eine ganze Zeit da und schauen über das geebnete saubere Land, mal scheint nur ein Windhauch zu reichen und der nächste Ballast ist da. Und uns scheint dieses ständige Bewältigen von Problemen wie eine Sisyphos-Arbeit. Dieser versuchte - so schrieb Homer in seiner Odyssee - immer wieder einen ungeheuren Felsblock von seinem Feld fortzuschaffen. Mit den Händen und Füßen stemmte er sich dagegen, rollte ihn einen Hügel hinauf und scheiterte beim Versuch ihn über die Kuppe zu werfen immer wieder, so dass der Fels zurück aufs Feld rollte.

Nicht anders ist es, wenn wir immer und immer wieder die gleichen Hindernisse beseitigen. Doch manche Arbeiten tragen ihre Wurzeln erst viel später: wer das Laub schon mal auf dem Rasen hat überwintern lassen, weiß, wie es danach aussieht. Und wer weiß vielleicht hat sogar Sisyphos aus seinem  - wenn auch erfolglos wirkendem Tun - etwas mitgenommen. Zumindest Muskeln wird er aufgebaut haben.

Ich denke, dass alles, was wir tun und auch alles, was wir lassen, jegliches was wir zulassen oder verhindern, seine Spuren in uns hinterlässt und unser Denken und Handeln beeinflusst.

Und die, die das nicht nur hinnehmen als Schicksalsschlag, sondern als Teil ihrer Entwicklung, die wachsen in ihrer Weisheit.




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