11.
Dezember
"Glück
ist, wenn man ein Haus und einen Garten hat."
Wir
fuhren schon seit über zwölf Stunden mit der Bahn Richtung Osten.
Es war heiß und die Luft im Zug war von allen möglichen gerüchen
durchzogen. In Lissabon waren wir in den Zug gestiegen. Dass wir
keinen Sitzplatz hatten, sondern auf dem Boden vor den Toiletten
sitzen mussten, waren wir schon von der Hinreise nach Portugal
gewohnt. Neben uns hatten wir unsere Rücksäcke mit all dem Hab und
Gut, dass uns noch die nächsten drei Wochen begleiten sollte.
Ziel
eins auf unserer Liste war Lissabon gewesen, wo wir eine
Brieffreundin von mir und deren Familie für ein paar Tage besucht
hatten. Und nun saßen wir im Zug, auf der Reise über Spanien,
Frankreich Italien und Jugoslawien nach Griechenland.
Wir
übernachteten in den Zügen oder am Bahnhof. Erst in Griechenland
wollten wir wieder Geld für ein Bett in einer Jugendherberge
ausgeben. Unsere Kleidung war staubig und die Kleider klebten an
unseren Körpern. Sicher hätte uns auch eine Dusche gut getan. Und
die Massen an Menschen, die an einem vorbei liefen oder mit einem auf
den Gängen hausten, die damit verbundene Lautstärke, waren nicht
immer willkommen.
Dennoch,
es waren vier wundervolle Wochen, an die ich noch heute gerne zurück
denke und die sicherlich ihre Spuren hinterlassen haben.
*
Damals
habe ich weder ein Haus noch einen Garten vermisst. Ab und zu mal
eine Matratze mehr oder eine schöne Dusche, aber ansonsten war die
weite Welt unser zuhause. Und es fühlte sich so gut an, es roch ein
Stück nach Freiheit.
Aber
das ist leicht zu sagen, wenn man weiß, dass doch irgendwo ein Dach
über dem Kopf, ein Heim wartet. Vorstellen, wie es ist obdachlos zu
sein, das kann man nicht, wenn man es nicht gelebt hat. Für die, die
all das nicht haben, sieht es vielleicht ganz anders aus.
Auch
ich genieße nun seit zwei Jahren mein neues Heim mit dem großen
Garten. Ich liebe es darin zu werkeln, es gemütlich zu gestalten.
Ich liebe es im Garten zu arbeiten und meine Finger in die Erde zu
graben. Und ich liebe es, einfach darin zu leben.
Aber
macht es auch
glücklich? Zufrieden, ja. Und oft freue ich
mich auch auf mein zuhause. Und glückliche Momente gab es sicherlich
auch genug in diesen vier Wänden. Doch Glück?
Ich
wünsche euch einen wunderschönen Tag!
eure
Ulla
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