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Dienstag, 22. Dezember 2020





Das erste Gesetz der Freundschaft lautet,

dass sie gepflegt werden muss.

Das zweite lautet: Sei nachsichtig,

wenn das erste verletzt wird.

 Voltaire




Freunde sind der Lichtblick in unserem Leben.

Sie lachen mit uns bis die Tränen kommen und weinen mit uns, wenn die Tränen schon da sind. Oft verstehen Sie uns besser als wir uns selbst, weil sie uns mit Abstand anschauen können. Sie bauen uns auf, wenn wir am Boden liegen und motivieren uns, wenn wir zu bequem werden.

Manche Freunde sieht man tagtäglich, andere aber scheinen immer genau im richtigen Moment um die Ecke zu kommen, wenn man das Gefühlt hat, man braucht sie gerade jetzt.

Widme dich heute deinen Freunden.

Vielleicht hast du die Gelegenheit, sie heute zu treffen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Stelle heute deine Freundin/deinen Freund in den Mittelpunkt und schenke ihr oder ihm deine ganze Aufmerksamkeit. Lass dich ein und sei ganz Ohr.

Wenn du nicht die Möglichkeit hast, deine Freunde persönlich zu treffen, dann erinnere dich, an gemeinsame Aktivitäten, die dir immer noch ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Teile diese Erinnerungen mit deiner Freundin oder deinem Freund. Vielleicht findest du Fotos von dem Tag oder kochst das Essen, das ihr an dem Tag gegessen habt. Oder du verschickst einen Erinnerungsgruß mit der gemeinsamen Musik, die ihr an diesem Tag gehört habt an deine Freundin oder deinen Freund.

Auf alle Fälle wirst du ganz schnell merken, dass es nicht nur deine Freundin oder dein Freund sein wird, die oder der sich darüber freut. Dich selbst werden die Erinnerungen zu einem Lächeln oder sogar Lachen bringen, weil du mal wieder siehst, was für ein Glück du doch hast, dass es so einen Menschen in deinem Leben gibt.



Was Freundschaft bewirken kann ...

In meiner Jugend war das Fußballspielen mein Lebensinhalt. Ich verbrachte
jede freie Stunde mit meinen Kumpels auf dem Bolzplatz.
Fast täglich sah ich am Rande des Platzes einen Jungen, der alleine mit
seinem Ball vor sich hin kickte.
Raphael war neu an der Schule und ging in meine Parallelklasse. Ich
mochte ihn nicht ansprechen. Was soll man auch zu einem Jungen sagen,
der keine Arme hat?
Bald darauf wurde ich zum neuen Kapitän der Schulmannschaft gewählt
und war mächtig stolz! Ich war ein richtig cooler Typ! Unter meiner Führung
siegten wir fast immer und die Mädchen scharten sich reihenweise
um mich!
Am Ende der Saison hatten wir ein äußerst wichtiges Spiel, von dem
unser Aufstieg in die nächste Liga abhing!
Doch an jenem ereignisreichen Tag mussten wir ohne Austauschspieler
ins Spiel gehen, da ein schlimmer Virus die Hälfte meiner Mannschaft
lahmgelegt hatte. Die Gegner sahen darin ihre Chance und setzten noch
dazu unseren besten Spieler außer Gefecht. Ich schaute hilflos in die
Zuschauermenge und entdeckte dort Raphael.
Ich hatte nichts mehr zu verlieren und so rief ich ihm zu: »Hey, Raphael,
kannst du uns aushelfen?«
Er warf sich unser Trikot über und kam zu uns auf das Spielfeld. Lag es
daran, dass unsere Gegner von dem Erscheinungsbild unseres neuen
Spielers irritiert waren oder an seiner genialen Spieltechnik? Ich weiß
es nicht. Wichtig war, dass wir gewonnen haben. Und nicht einfach nur
gewonnen, sondern mit einem sensationellen Ergebnis von 10:1!!!
Nach dem Spiel nahm ich Raphael in die Arme, um mich bei ihm zu
bedanken. Niemals werde ich diese Umarmung vergessen. Ich lernte,
dass Berührungen nicht von Körperteilen kommen, sondern von Herzen!
Von diesem Tag an entwickelte sich eine Freundschaft zwischen uns. Wir
gingen gemeinsam zum Fußball, ins Kino und auf Partys. Raphael blühte
immer mehr auf. Er wurde zum besten Spieler unserer Mannschaft.
Zum Schulabschluss sollte Raphael als Schülersprecher eine Rede halten.
Ich hätte nicht mit ihm tauschen wollen. Auf der Bühne vor Hunderten
von Menschen zu sprechen, das war echt nicht mein Ding.
Raphael bestieg sichtlich aufgeregt das Podium. Er begann seine Rede
und holte weit aus. Er erklärte den Zuhörern, dass er bereits ohne Arme
auf die Welt gekommen sei. Seine Eltern hatten ihn jedoch nie seinen
körperlichen Mangel spüren lassen und in seinem Heimatdorf hatte er
seinen festen Platz in der Gemeinschaft. Als jedoch seine Eltern bei
einem tragischen Autounfall ums Leben kamen, musste er zu seiner
Großmutter ziehen. Ganz alleine in der fremden Stadt, ohne Freunde,
kam er sich ziemlich verloren vor. Er schluckte kurz und sprach weiter:
»Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich sah keinerlei Sinn
mehr in meinem Dasein und überlegte schon, mir das Leben zu nehmen.
Doch das konnte ich meiner Großmutter nicht antun, die sich so rührend
um mich kümmerte und versuchte, mir Vater und Mutter zu ersetzen.«
Im Publikum vermeinte man, eine Nadel fallen zu hören.
Raphael lächelte mir dankbar zu und fuhr fort: »Die Lebensfreude kehrte
an jenem Tag wieder zu mir zurück, an dem mich mein bester Freund auf
das Fußballfeld rief.«



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