Endspurt 2020

 


Jetzt geht es langsam dem Ende von 2020 zu. Ein seltsames Jahr, das hinter uns liegt und das, wie selbst ich dann doch feststellen musste, mehr Kraft gekostet hat, als man sich vielleicht zugestehen wollte, als ich mir zugestehen wollte.

Und dann kurz vor Weihnachten übermannte mich diese graue Wolke, die ich nicht richtig greifen konnte. Ich begann alles und jeden zu hinterfragen und setzte ein Gedankenkarussell in Bewegung, das sich immer weiter drehte. Ich stellte mich in Frage, hinterfragte immer wieder mein Verhalten und meine Denkweisen. Gleichzeitig wollte ich mich dazu zwingen, noch mehr zu tun von dem, was ich vernachlässigt hatte: das Laufen, die Schreiberei, das Gärtnern, die Familie. Und jedes Mal, wenn ich dann doch wieder nur auf dem Sofa einschlief, wachte ich nicht ausgeruht aus, sondern wurde wieder von den Gedanken übermannt: Warum hast du Mama noch nicht im Pflegeheim besucht? Was sollte den wieder der Tratsch über die Kollegin? Warum hat dich das Verhalten von deinem Partner wieder so aufgeregt? Wieso treibst du keinen Sport mehr und stopfst dich statt dessen mit ungesundem Essen voll?

Es dauerte bis die ersten Tränen flossen- heimlich bei einem Film alleine am Morgen in aller Frühe, auf dem Spaziergang durch den Wald, am Grab meines Vaters und dann auf der Beerdigung meiner Tante, wo sich der große Kloß löste im Kopf.

Das trübe Grau ist noch nicht ganz verschwunden, aber die ersten blauen Himmelsstücke sind zu sehen, die Sonne scheint immer wieder mal und ich atme wieder durch. Gestern bin ich sogar das erste Mal wieder gelaufen und ich habe den Vollmond wahrgenommen und musste lächeln - innerlich. Ich spürte, dass sich die grauen Fäden auflösen, einer nach dem anderen.

Jetzt bin ich bereit für das kommende Jahr.



Kommentare

Beliebte Posts