140 - Mensch

Ein Mensch - so abhängig von so vielen Dingen, um zu werden, wer er irgendwann ist.

Ich gehe jetzt auf die 60 zu. Auf dem Foto erkennt man mich nicht. Aber das bin ich. Das ist meine Grundlage, die ich mitbekommen habe auf meinen Weg. Zwei große neugierige Augen, die direkt in die Kamera schauen.

Konnte man damals wissen, wer ich heute werden würde? Was davon ist uns bereits in dem Alter gegeben? Wieviel Einfluss haben die Menschen, auf die wir in unserem Leben treffen auf uns? Wieviel Einfluss hat der Ort an dem wir leben?

Was wäre aus mir geworden, hätte ich manch eine Entscheidung anders gefällt? Mein Leben wäre heute ein anderes. Womöglich auch das Leben meiner Kinder. Vielleicht hätte es sie dann gar nicht gegeben - eine fürchterliche Vorstellung!

Sicherlich gab es Zeiten, Momente, Situationen, in denen ich gehadert habe mit den Wegen, die ich eingeschlagen habe. Es war anstrengend und hart, manchmal traurig. Oft musste ich mutiger sein als ich dachte, dass ich es wäre und stärker als ich es von mir erwartet hatte. Ich hatte verzweifelte Momente und ich habe Tränen geweint.

Aber was zählt ist doch, wo man nach so einem Marsch landet, oder? 

Wenn man unten am Fuß eines Berges steht und sich Schritt für Schritt weiter nach oben hangelt, dann hat man auch viele Momente, wo man sitzen bleiben möchte, wo man umkehren will, wo die Beine oder der Rücken wehtun, wo der Schmerz einfach zu stark zu werden scheint, wo man den Blick auf die schönen Blumen am Wegrand kaum noch wahrnimmt.... Doch wenn man dann oben steht, ist dann nicht all das vergessen? Schaut man dann nicht oben in die Ferne und denkt sich, wie wunderschön es ist? Und spüren wir nicht dann auch den Stolz, dass wir es durchgezogen haben, dass wir es geschafft haben?

Wenn ich auf meinem kleinen Gipfel stehe, dann wärmt mich mein Herz! Was war, hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Was geschehen ist, hat mich genau hier hergebracht. Und was soll ich sagen: mein Leben ist sicherlich nicht perfekt, aber es ist wunderbar schön!